08/2010
Bericht vom Montag, 02. August 2010 vom Westfalen-Blatt Nr. 177 / Ausgabe Ostwestfalen-Lippe von Heike Pfaff
Am Ende steht der Katzenjammer
Tierschutzbund rät von Auslands-Tiervermittlung ab
Das hatten sich Isabel Neubauer (28) und Oliver Böttcher (28) aus Bielefeld anders vorgestellt: Zwei Wochen, nachdem sie einen Kater aus Spanien adoptiert hatten, starb er.
Eigentlich wollten die Bielefelder einen robusten Spielgefährten für ihre Katze. Eine Freundin hat ihnen einen Verein aus Köln empfohlen, über den sie selbst ein Tier adoptiert hat. Auf der Internetseite verlieben sich Neubauer und Böttcher in einen braunen Kater „Andy“.
Nach einigen Wochen Email-Verkehr kommt die Nachricht: „Andy“ hat schlechte Leberwerte – hoch, aber noch nicht kritisch. Böttcher und Neubauer wollen ihn trotzdem. Sie ahnen das Ausmaß des Katzenjammers nicht, der auf sie zukommt. Alle zwei Stunden muss der Perserkater mit der Spritze gefüttert werden. 30 Minuten brauchen Isabel Neubauer und Oliver Böttcher, bis er 25 Milimeter Nahrung geschluckt hat – acht Mal am Tag. Nach zwei Wochen behält der Kater nichts mehr bei sich.
Normalerweise nimmt die Organisation bis zu 150 € für die Vermittlung der Tiere, die geimpfz, gechipt und kastriert sein sollen.
Doch in „Andys“ Fall macht der Verein eine Ausnahme. Neubauer will das Geld in Tierarztkosten stecken. Nach Infusionen und einer Diagnose-OP steht fest: „Andy“ erwacht nicht mehr. Am Ende stehen 500 € Behandlungskosten sowie ein Streit, wer die zahlen soll.
„Wir sehen Auslandstiervermittlung kritisch“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzund. Er rät von Auslands-Tieradoptionen ab. „Nicht wenige dieser Tiere sind krank, manche nicht geimpft. Es ist fragwürdig, gerade kranke Tiere durch halb Europa zu transportieren“. Zudem erreichen den Tierschutzbund häufig Meldungen, dass die Samtpfoten und Hunde aus dem Ausland schließlich dort landen.
Es gäbe neben ehrlich um Tierschutz bemühten Vereinen auch skrupelose Geschäftemacher. „Man sieht die rührenden Bilder im Internet die mit der Realität nicht viel zu tun haben müssen“, sagt Tünte. Und: „Vor Ort hilft es nicht, Katzen von der Straße oder aus den Tötungsstationen zu holen. Das Loch füllen sofort fünf andere“. Hilfewilligen empfiehlt der Tierschutzbund, durch Spenden Projekte zu unterstützen, die Streuner kastrieren.
Isabel Neubauer und Oliver Böttcher sind sich einig: „Wir adoptieren keine Tiere mehr, die wir nicht vorher live gesehen haben. Auf Fotos kann man doch nichts erkennen.“